Besuch in Krakau 2003

Teils aufgeregt, teils voller Vorfreude und doch mit einigen mulmigen Gefühlen versammelten sich die Polenfahrer der Stufe 10 am frühen Vormittag im Krefelder Hauptbahnhof, um die Fahrt ins Ungewisse endlich beginnen zu können. Es war schon ein komisches Gefühl, hatte man doch bisher nur spärliche Kontakte zu dem jeweiligen Polnischen Austauschschüler aufgenommen und nur die ganze Reihe von (unverständlichen) Vorurteilen über Polen vernommen. Erst Duisburg, später Berlin, und letztlich Krakau, so hieß die Route, der über 18 Stunden andauernden Fahrt gen Krakau, die sich zwar als sehr anstrengend, trotzdem aber als sehr lustig und erlebnisreich entpuppte.

Dort angekommen, warteten schon die Polnischen Austauschschülern samt Gasteltern auf uns und führten uns zu ihren jeweiligen Wohnungen. Das Gepäck wurde von ihnen getragen, der Frühstückstisch war gedeckt und das Zimmer für uns Gastschüler war bereits "einzugsbereit". (Dies ist keine Natürlichkeit in Polen, sind die Wohnungen doch zum größten Teil recht klein.) Überhaupt machte sich nicht nur bei mir der Eindruck breit, dass man als König in den jeweiligen Familien behandelt wurde. Eine derartige Art von Gastfreundlichkeit hatten wir zuvor noch nie erlebt und aufgrund der Freundlichkeit der Gastschüler bzw. Gasteltern verflogen die anfänglichen"Berührungsängste" recht schnell, sodass man sich auf das bevorstehende Programm freuen konnte. Am selben Tag versammelte sich die Gruppe, bestehend aus deutschen und polnischen Schülern, sowie den Lehrern zum Begrüßungsakt, von Seiten der polnischen Schulleitung.

In den folgenden 9 Tagen hatte man genug Zeit nicht nur die polnische Mentalität, sondern auch Krakau genauer kennen zu lernen. Krakau ist wirklich eine wundervolle Stadt, die durch seine alten Baukünste glänzt. Krakau hatte den Vorteil, dass es durch den Krieg nicht zerstört worden ist. So verfügt Krakau nicht nur über wundervolle Schlösser, Denkmäler und Paläste, sondern auch über eine wundervolle Altstadt, die in ihrem alten Marktplatz ihren Höhepunkt findet. Die alte Hauptstadt Polens, mit ihren 700.000 Einwohnern hat sein gewisses Flair von mittelalterlicher Ausstrahlung nicht verloren.

Neben einer Stadtführung, dem Besuch der Wawel Burg (mit der größten Glocke Europas), der Drachenhöhle und des Judenviertels Kazimierz, besuchte man auch die größte Kathedrale Europas, die ebenfalls in Krakau ihren Platz findet. Außerdem besuchte man das beeindruckende Bergwerk Wieliczka, welches 20 km außerhalb Krakaus lag. Der wohl schockierenste Ausflug lag donnerstags an. Bei der Führung durch Auschwitz und Birkenau stellte sich wohl immer wieder die Frage nach dem "Warum". Mitschuld verspürte wohl keiner, kann unsere Generation ja wohl wirklich nichts für das Geschehende, doch merkte man, wie es in einen selbst, während der Führungen anders wurde.

Dass genau hier, an diesem Ort, mehrere Millionen umgekommen sind, konnte sich wohl keiner beim besten Willen vorstellen.....

Doch es waren nicht nur die interessanten Ausflüge die den Austausch prägten, viel mehr die freundschaftlichen und lustigen Stunden mit den Gastschülern in Abwesenheit der Lehrer. Die Weichsel fungierte als Treffpunkt und am Familientag der Sonntag anstand, hatten die polnischen Gastschüler eine Tour Richtung Sakropane organisiert.

Sakropane, an diesem Tag Gastgeber der polnischen Meisterschaft im Skispringen hatte prominenten Besuch von Adam Malysz, welchen wir live beobachten konnten.

Jeden Abend verbrachte man gemütliche, teilweise aufregende Stunden und es entstanden tiefe Freundschaften mit den polnischen Schülern. Bis heute stehen fast alle in Kontakt mit den Schülern, und wir freuen und riesig auf den Gegenbesuch aus Krakau, der im Juni 2004 stattfinden wird. Wir werden es sehr schwer haben, den polnischen Gastschülern das zu bieten, was sie uns geboten haben.

Leider verging die Zeit so schnell, dass man sich freitags schon wieder verabschieden musste.

Um die Szenen zu beschrieben, die sich am Krakauer Hauptbahnhof abspielten, erfordert es schon außergewöhnliches. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir den Aufenthalt gerne um weitere Tage verlängert, doch rief in Krefeld wieder die Pflicht namens Schule.

Mit der Vorfreude auf den Gegenbesuch, mit der Trauer, diese schöne Stadt und die netten Menschen zu verlassen und mit einer kleinen Portion Stolz im Gepäck begann die Reise im Schlafwagen Richtung Krefeld, welches wir samstags Vormittag erreichten.

Eine tolle Tour neigte sich dem Ende hinzu. Ein großer Dank geht an die Lehrer, Herr Pyschik und Frau Keil, welche die Strapazen und die Verantwortung auf sich genommen haben, diesen Schüleraustausch durchzuführen und sich gegenüber uns Schülern sehr freundlich, locker und fair verhalten haben. Natürlich richtet sich der Dank auch an alle beteiligten Schülern und der jeweiligen Gasteltern, ohne deren Arbeit und Bereitschaft es wohl nicht möglich gewesen wäre, unseren Aufenthalt so schön zu gestalten.

So fand eine sehr interessante und lustige Austauschtour ihr Ende und wird immer in positiver Erinnerung der Beteiligten bleiben...

Pascal Heinrichs (10b)

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