Anlässlich der bevorstehenden Reise der Chinesisch-AG und des Chinesisch-Zertifikatskurses nach Shanghai, Hangzhou und Peking hielt Oliver Radtke - ehemaliger Moltke-Schüler, selbst einer der ersten Teilnehmer der Krefelder Chinesisch-AG und Sinologie-Student - in der letzten Woche an seiner alten Schule einen lockeren Vortrag über das Reich der Mitte.

Das Thema stieß schnell auf Interesse, sodass sich neben Absolventen der Chinesisch-Kurse eine Vielzahl an interessierten Schülern von anderen Schulen und des Moltke einfanden.

Auch Lehrer, die die Reise begleiten werden, ebenso wie Freunde und Familie des Referenten - liebevoll als sein Fanclub bezeichnet - hörten gespannt zu.

Denn Radtke, der nach intensivem Studium der schwierig zu erlernenden chinesischen Sprache und seiner jahrelangen Tätigkeit als Journalist in Peking fließend Chinesisch in Wort und Schrift beherrscht, kommt selten dazu, seine Familie zu besuchen, weswegen dies eine schöne Gelegenheit zum Wiedersehen war.

China - durch sein kürzlich unglaubliches Wirtschaftswachstum und die vermittelte Aufbruchsstimmung im Zuge der Globalisierung aktuell viel diskutiert - bot einen idealen Anlass, sich nun erst recht mit dem bevölkerungsreichsten Land unseres Planeten zu beschäftigen.

Hierbei ging es um Vorurteile, Sitten, Verhaltensweisen, die Olympischen Spiele, aber auch um Pressefreiheit sowie "Chinglish" - doch dazu später mehr.

Zunächst einmal wollte Radtke mit einigen Vorurteilen über China aufräumen. Dazu las er ein paar höchst amüsante Seiten aus seinem Buch "Welcome to Presence" - Abenteuer Alltag in China>> vor.

Schnell zog er das überwiegend jugendliche Publikum mit einigen Lachern auf seine Seite.

Seiner Meinung nach sei China das gastfreundlichste Land, das er kenne und er empfiehlt keine Angst vor Fettnäpfchen zu haben, sondern einfach lächelnd auf die Chinesen zuzugehen.

Einige Eigenheiten des Landes stellte er ironisch, aber auch durchaus ernst dar.

Chinesische Fahrräder dürfen keine Lampen haben, um nicht die Autofahrer zu blenden, und man müsse sie stets in dem Maße kaufen, dass man mit den Knien lenken könne.

Interessant wurde es dann auch bei der Pressefreiheit, die laut Radtke in gewissem Maße schon bestehe, man müsse jedoch sehr seine Quellen schützen und genau wissen, was man dürfe.

Die letztjährige Olympiade, die hauptsächlich in Beijing stattfand, war ein Thema, das einige immer noch sehr reizte. Demnach habe sich die Hauptstadt durch viele geschaffene Grünflächen verschönert, sei jedoch nicht sauberer als zuvor.

Zum Schluss trug Radtke noch einige Sätze Chinglish aus seinem neuen gleichnamigen Buch vor. Diese eigenartige Form des Englischen entstehe bei fahrlässigen, teils wörtlichen Übersetzungen des Chinesischen.

Berichte von Hinweisschildern in der U-Bahn wie "Call the police if you get stolen" sorgten für die heitere Abrundung des Vortrags.

Nicht nur Traute Nieter, Vorsitzende der Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft Krefeld und kürzlich mit der Bundesverdienstmedallie geehrt, schien erfreut. Auch das breite Publikum verließ die Aula um einige Eindrücke reicher, sodass man von einem gelungenen Vortrag sprechen kann, der einige dazu animiert haben dürfte, sich zukünftig viel mit China zu beschäftigen.

Die Mitglieder der aktuellen Chinesisch-Kurse fliegen nach zweieinhalbjährigem Lernen Ende März nach Shanghai und werden Oliver Radtke in Peking bald wiedersehen.

Jan von Loeper, Stufe 12