Äußerst redegewandt, das soeben Gedachte auch schon gesprochen habend, dabei in allen medialen Formaten zu Hause und auch mit einer gehörigen Portion Feuilletonismus - so präsentierte sich am Montagabend, dem 24.2.2014, Deutschlands jüngster Philosophie-Professor, Markus Gabriel, anlässlich des 75. Moltke-Forums den knapp 100 Zuhörern in unserer Aula.

Dabei ging es ihm im Besonderen in seinem Beitrag mit dem Titel „Mein Geist, mein Bewusstsein und Ich“ darum zu klären, wer wir sind und wodurch wir uns als Identität sehen können/dürfen. Als Leitmotiv seiner diesbezüglichen Überlegungen fungierte dabei ein Zitat aus Hölderlins Hymnus „Friedensfeier“ (1800/04), das da lautet: „Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander“. Damit wurde bereits ersichtlich, dass es das Miteinander-Kommunizieren ist, das für den Erkenntnistheoretiker im Mittelpunkt seiner Überlegungen steht. Denn genau dieses zu führende Gespräch ist und bleibt die Domäne des Menschen und wird von den glorifizierten digitalen Medien eben niemals erreicht werden können. Der Geist ist eine kollektive Leistung, das Bewusstsein ist öffentlich, und nur das Ich vermag die Sprache mit Bedeutung zu belegen, sie zu (Paradebeispiel des chinesischen Zimmers → Searle). Die Identität des Menschen speise sich demnach über die Reflexivität des gesprochenen Wortes mit anderen. Wenn man die Gleichheit des Menschen im Sinne der Forderungen der Französischen Revolution vorantreiben wolle, hülfen keine digitalen Ersatzdrogen, sondern allein das Sich-Annähern an die Wahrheit durch das/ein kontrastives Gespräch, so der Philosoph.

Der zwar sehr unterhaltsame und bisweilen auch jugendlich-beschwingt-amüsante Vortrag war für die Besucher gleichwohl „starker Tobak“; Gabriel zelebrierte ein Feuerwerk an philosophischen Geistesblitzen, garniert mit Beispielen aus der Gesamtpalette der digitalen Unterhaltung. Dennoch gewann man am Ende den Eindruck, dass die professorale Heiterkeit in Verbindung mit der These des eben nicht fremdbestimmten Ich einen entspannter nach Hause gehen ließ - quod erat demonstrandum.

Wolfgang van Randenborgh