„Leben einzeln und frei

wie ein Baum und dabei

brüderlich wie ein Wald

diese Sehnsucht ist unsere“

(Nazim Hikmet, „Davet“ [Einladung], Z. 10-12 )

 

Kaum ein Text mag mit so großer Tiefe das Gefühl dessen in Worte fassen, der versucht, sich in einer anderen Gesellschaft zu integrieren. „Bu hasret bizim“ lautet der letzte Vers im Original des türkischen Dichters und Begründers der modernen türkischen Lyrik, Nazim Hikmet (1902-1963), den Ulrich Schultze, Landeskoordinator des START Stipendiums der gemeinnützigen Hertie Stiftung, heute bei der Inauguration der neuen Stipendiaten des Förderjahrganges 2014/15 in Düsseldorf (Tanzsaal NRW) zitierte. Denn nur selten wird die Gegensätzlichkeit, die Integrationsprozesse hervorrufen, mit so einfachen Worten zum Ausdruck gebracht wie bei Hikmet: In der Wahl der eigenen Kultur frei zu sein und dabei in ein großes Ganzes zu gehören, das – getreu dem Europamotto - die Einheit in der Vielfalt sucht und deshalb Geborgenheit und Schutz bietet, ist der Wunsch vieler junger Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Land.

            Seit nunmehr zwölf Jahren ermöglicht das START Stipendium vielen dieser jungen engagierten und leistungsstarken Schülerinnen und Schülern ihre Talente und Handlungsbereitschaft unabhängig ihrer Herkunft zu entfalten. Durch ein vielseitiges Seminar- und Fortbildungsprogramm eröffnet die Stiftung den Stipendiaten die Möglichkeit ihre soziale Verantwortung weiter zu entwickeln und ihr gesellschaftliches Engagement zu fördern. Damit soll die Chance auf gesellschaftliche Teilhabe erhöht werden.   

            In Anwesenheit der stellvertretenden Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen und Ministerin für Schule und Weiterbildung, Sylvia Löhrmann, und des Ministers für Arbeit, Integration und Soziales, Guntram Schneider, empfing unsere Schülerin Selin Miray Türker aus der Klasse 9a ihre Urkunde zur Aufnahme in den diesjährigen Jahrgang (43 Schülerinnen und Schüler). Miray ist nicht nur die einzige Krefelder Schülerin, die dieses Jahr aufgenommen worden ist, sie ist zudem auch die jüngste.

            Unsere Ministerin wusste daher auch, dass ein ganz besonders großes Lob an alle die Lehrerinnen und Lehrer ausgehen muss, die solche Potentiale bei ihren Schülerinnen und Schülern erkennen, sie zu einer Bewerbung ermutigen, sie unterstützen und sie aussagekräftig und überzeugend begutachten.  Es löse große Zufriedenheit aus, am Beispiel dieser Stipendiaten zu erleben, was passiert, wenn Schulen ihrem Bildungsauftrag nachkommen, wenn sie nicht nur leistungsstarke Individuen, sondern auch junge Persönlichkeiten von Format und Haltung im Gleichklang von Fördern und Fordern hervorbringen.

 

Dr. Christof Ginzel (Klassenlehrer 9a)