Wie Computer die Welt verändert haben

Moltke−Forum: Frank Schirrmacher, Autor und Mitherausgeber der ‚FAZ‘ hat es im vierten Anlauf nach Krefeld geschafft.
Christina Schulte - Westdeutsche Zeitung - 26.04.2013

 

Zum 70. Moltke−Forum ist es endlich gelungen, Frank Schirrmacher, den Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, nach Krefeld zu holen. Bei den vorigen drei Versuchen musste er nämlich wegen verschiedener widriger Umstände absagen. Nun wurde er von Schuldirektor Rolf Neumann begrüßt und sprach zwei Stunden lang frei am Stehpult zum Thema „Chancen und Risiken einer digital vernetzten Lebenswelt – Beherrschen wir die Computer oder beherrschen die Computer uns?“

 

Er befasste sich umfassend, überzeugend und anhand vieler Beispiele mit der digitalisierten Welt. Der Grimme−Preisträger und Autor beantwortete auch viele Fragen, die sämtlich von der älteren Generation gestellt wurden. So schilderte Schirrmacher, wie sehr sich das Geschehen in unserer Welt durch die Digitalisierung verändert hat: Die Presseagentur AP vermeldete eine Bombenexplosion im Weißen Haus. Innerhalb von Nanosekunden wurde daraus eine maschinenlesbare Nachricht, und wieder in allerkürzester Zeit trafen die Börsencomputer auf dieser Grundlage eine Entscheidung zum Aktienverkauf. Es gab einen kleinen Börsencrash, der aber letztlich auf einem Hackerangriff basierte. Schirrmacher: Computer verändern die Autonomie des Menschen Anhand dieses Beispiels zeigte Schirrmacher auf: „Die Computer treffen Entscheidungen, die auf falschen Informationen beruhen.“

 

Er führte weitere Beispiele für den Wandel an und betrachtete auch Unternehmen wie Google oder Facebook: „Das Wesen digitaler Systeme: Man wird eingesogen.“ Und wer sich nicht beteilige, sei für die Unternehmen und die, die sie nutzen (wie etwa Geheimdienste) umso verdächtiger. Da es aber kein Zurück aus der digitalen Welt mehr gebe, sei das wichtigste der Umgang damit. Ein Pro und Contra zur Computerwelt sei gar nicht mehr die Frage. Sondern: „Wie verändern sie die Autonomie der Menschen?“ Und „Was wäre politisch zu fordern?“ Denn diese Systeme der Transparenz hielten ihre inneren Paradigma im Dunkeln. Sie trügen zu zwei Phänomenen bei: Der Verlust von Gedächtnis und Intuition. Sein Lösungsvorschlag: Mit Intuition und gesundem Menschenverstand mit der digitalen Welt umzugehen. „Intuition lernt man nur durch Menschen und deren Erfahrung; es bedeutet, sich selber vertrauen zu können“, sagt Schirrmacher. Zur Lektüre empfiehlt er Gerd Gigerenzers Bücher „Bauchentscheidungen“ (2007) und das ganz neue „Risiko. Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ (2013). Ein kompakter Abend mit vielen Anstößen zum Selberdenken.