Am Mittwoch, den 21.9.2016, besuchten die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses "Medizintechnik" des Gymnasiums am Moltkeplatz unter Leitung von Herrn Dr. Zöllner, der uns diesen Besuch erst ermöglicht hatte, die Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie im Helios Klinikum Krefeld. Nach dem Treffen vor dem Haupteingang des Klinikums traf sich die Gruppe mit dem leitenden Medizinphysiker Peter-Silvan Lücking, der dem Kurs einen Vortrag zum Thema Physik und Technik in der Strahlentherapie hielt.

Im Zentrum des Vortrags stand die Beantwortung der Frage, wie die unterschiedlichen Schritte in der Behandlung von Krebs abhängig voneinander koordiniert werden. Beispielsweise besteht bereits die Vorbereitung der Strahlentherapie aus drei grundlegenden Schritten. Der erste Schritt ist die Erstellung eines CTs des Zielbereichs, um ein möglichst genaues Bild vom zu entfernenden Tumor zu bekommen und die zu bestrahlenden Gebiete ausfindig machen zu können. Im zweiten Schritt werden die gesammelten Daten dazu genutzt, um ein 3D Computermodell der betroffenen Körperregion des Patienten zu erstellen. Erst im dritten Schritt wird unter Berücksichtigung der zu beachtenden einzuhaltenden Grenzwerte für Strahlenbelastung der unterschiedlichen Körperregionen vom Medizinphysiker ein Plan erstellt, wie man die vom Krebs befallene Region am besten bestrahlen kann, ohne das gesunde Gewebe unnötig zu schädigen oder zu gefährden. Der Strahlentherapeut (Facharzt) legt vor der Bestrahlungsplanung durch den Physiker fest, mit welcher Dosis (in der Einheit Gray, 1 Gray = 1 Joule/Kilogramm) der Tumor bestrahlt werden soll und welche Dosis in dem umliegenden gesunden Gewebe toleriert werden kann. Beispielsweise bei der Bestrahlung von Lungentumoren oder Tumoren im Kopf-Hals Bereich muss besondere Rücksicht u. a. auf das Rückenmark genommen werden, da es empfindliche Nervenstränge enthält, die leicht von der ionisierenden Strahlung, die gegen den Krebs eingesetzt werden soll, geschädigt werden kann. Der Medizinphysiker stellt den Bestrahlungsplan (und mögliche alternative Pläne) dem Strahlentherapeuten vor. Dieser entscheidet dann abschließend welcher Plan am Patienten realisiert werden soll.

Zur Verifikation des neu erstellten Bestrahlungsplans wird vor dem ersten Einsatz am Patienten ein sogenanntes “Phantom” benutzt. Dieses Gerät wird auf die gleiche Weise bestrahlt wie der zukünftige Patient und registriert die Dosis an über 1000 Messstellen, welche spiralförmig ca. 2 cm unter einer Zylinderoberfläche liegen. Durch den Vergleich von berechneter und gemessener Dosis wird sichergestellt, dass der Bestrahlungsplan keine Fehler enthält, welche den Patienten ernsthaft schädigen könnten.

Nach dem Vortrag wurde die Gruppe weiter zu dem Gerät geführt, das zuvor besprochen wurde (“Linearbeschleuniger”). Dieses befindet sich in einem Raum, der auf allen Seiten meterdicke Betonwände besitzt. Die (Schiebe-)tür zum Bestrahlungsraum ist beispielsweise einen Meter dick und besteht aus einer Stahlhülle, welche mit Spezialbeton (Barytbeton mit hoher Dichte) gefüllt ist. Sie wiegt 24 Tonnen. Diese baulichen Strahlenschutzmaßnahmen sollen die Außenwelt und vor allem das Personal des Klinikums vor der ionisierenden Strahlung schützen, die auf Dauer selber auch krebserzeugend wirken kann. Um die Isolation dieser Räume noch einmal unabhängig zu testen, ist jeder Angestellte im Gebäude mit einem kleinen Strahlungsmesser ausgestattet. Dieser ist kaum größer als eine Visitenkarte und dennoch in der Lage, die vorliegende Strahlung kontinuierlich zu messen. Dadurch lässt sich kontrollieren, ob nicht doch gefährliche Strahlen aus den Behandlungsräumen entweichen.

Hoffentlich ohne eine tödliche Strahlendosis abbekommen zu haben, verabschiedete sich die Gruppe von “Herrn Lücking” und beendete einen lehrreichen und informativen Besuch im Helios Klinikum.

Malin Wachtler, Kurosch Jozi und Maarten Dohrwardt (Q2)