Martin Sander, Musikpädagoge im Gymnasium am Moltkeplatz, nahm mit seinem Musikkurs ein interessantes Projekt in Angriff: Zu einem Stummfilm spielte ein leicht verstärktes Schulorchester die Filmmusik Giuseppe Beccis, die dem fast gänzlich verlorenen Original nahe kommen dürfte. Fehlende Teile waren durch andere Filmmusiken Beccis ersetzt und für das mehr als 30-köpfige Schülerorchester sinnvoll eingerichtet.
Der Stummfilm auf großer Leinwand war der Klassiker "Das Kabinett des Dr. Caligari", ein früher Horrorfilm. Ort der Aufführung war die Friedenskirche, die mit ihren dunklen Gewölben und ihrer Kälte ein passendes Ambiente bot. Der Film setzt die irren Machenschaften eines Irrenarztes mit den Mitteln des Expressionismus in beeindruckende Bilder um. Die Kulissen, die visionenhaft den Geist damaliger Zeit entwerfen, sind sicherlich bei einmaligem Sehen trotz eines anspruchsvollen Programmheftes nicht vollends zu verstehen. Beeindruckend sind sie allemal. Die Musik indes, meist dunkel im finsteren großen Gewölbe klingend, unterstützte die Atmosphäre zu den laufenden Bildern. Sie sprach sicherlich alle an und beeindruckte. Im Gegensatz zur expressionistischen Musik steht Beccis Musik noch ganz auf dem Boden der Tonalität. Durch eine vielseitige Harmonik konnte sie treffend kommentieren: buntes Jahrmarkttreiben, viele düstere Passagen. Fagotte, tiefe Streicher und die Posaune waren häufig im Einsatz. Schlagwerk, Trompetenklang mit Dämpfer, Klaviereinwürfe sorgten mit Holzbläsern und Streichern für Überraschung und Spannung. So verfolgte man stets wach und voller Unruhe die schwierigen Bilder.
Die jungen Musiker beeindruckten durch ihre sichere und gute Intonation, ihr Lehrer hatte sie bestens auf diese Aufgabe vorbereitet. Die Musik sei herausgehoben, weil sie hörbar Engagement und Können der Schüler präsentierte, die sicher auch nur dann bereit sind, wenn ein Lehrer sie dazu motivieren kann. Darüber hinaus erlebte man eine Aufführung, die nicht das selbstverständliche Wohlwollen des Publikums brauchte, um bemerkenswert und beeindruckend zu sein.
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