Die Botschaft des Sankt Martin 

Der Legende nach ritt Martin, ein römischer Soldat der kaiserlichen Garde, durch Schnee und Wind, als er an einem einsamen Bettler vorbei kam. Vergessen und verlassen saß er dort, der Kälte schutzlos ausgesetzt. Alle gingen vorbei, doch einer hielt und stieg von seinem Pferd ab, um dem armen Mann einen Teil seines Mantels zu reichen, auf dass er wenigstens die Nacht überlebe. Bevor sich dieser aber bedanken konnte, war der Soldat schon wieder aufgestiegen und weitergeritten; hinein in die dunkle Nacht. Es wird berichtet, dass ihm im Traum Gott erschien und sich für den geschenkten Mantel bedanken wollte. Der Soldat fasste sich ein Herz und legte nun schließlich Kammhelm und Schwert ab, um Menschen zu helfen und die Lehre Gottes als Bischof von Tours zu verbreiten. 

Diese Geschichte ist uns allen bestens bekannt. Sankt Martin und sein geteilter Mantel – das ist doch längst durchgekaut. Und doch versammeln sich jedes Jahr Menschen, um seiner selbstlosen Handlung zu gedenken und sich zu besinnen, dass wir miteinander leben und uns gegenseitig helfen sollten. Um den Gedanken an eben dies am Leben zu halten, kamen auch hier am Moltke am 12. November 2025 Lehrkräfte, Eltern und Schüler:innen zusammen. Das Lagerfeuer prasselte und verbreitete wohlige Wärme, während die erwartungsvolle Menge immer und immer weiter anwuchs. Mit einem warmen Glühwein in der einen und einem Weckmann in der anderen Hand wurde sich lebhaft unterhalten, bis die Blasinstrumente einsetzten und langsam alle Gespräche verstummten und alle zur breiten Treppe schauten. Dort standen sie, die stolzen Fünftklässler:innen mit ihren Moltke-Laternen, und sogleich fingen sie an zu singen. Alle Klassiker wurden in der dunklen Nachtluft verbreitet, die durch bunte Scheinwerfer, gemütliche Lichterketten, zahlreiche selbstgebastelte Laternen und das lodernde Martinsfeuer erleuchtet wurde. Das altbewehrte Schauspiel der so vertrauten Legende zog die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich und konnte sie in seinen Bann ziehen. Während Musik und Gesang ausklangen, brandete tosender Applaus auf, die Kinder mischten sich unter die wartende Menge und schnappten sich einen eigenen Kinderpunsch oder eine vorbestellte Martinstüte. 

Der Abend setzt sich mit herzlichen Gesprächen, frohem Lachen und haufenweisen glücklichen Erinnerungen fort. Als es dann doch schließlich Zeit wurde, den Weg nach Hause anzutreten, wagten einige noch einen sehnsüchtigen Blick auf das noch brennende Feuer. Mit einem wohlig warmen Gefühl im Herzen verließen sie die Stände und das altehrwürdige Gebäude. 

Wir vergessen gerne, warum wir eigentlich feiern, warum wir singen und warum wir uns versammeln. Dabei ist der Anlass doch ein so schöner: Wir gedenken der selbstlosen Tat des Sankt Martin. Wir gedenken ihr, um uns daran zu erinnern, wie wichtig auch nur eine kleine Geste für einen anderen sein mag. Vor allem in düsteren Zeiten ist es immer wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir füreinander da sein sollten. Denn zusammen können wir wirklich mehr erreichen. Das zeigt uns Sankt Martin jedes Jahr aufs Neue. 

Ein Artikel von Annabel Walpurger (EF, Moltke-Redaktion)

 

St. Martin 2025

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