Lang, lang ist` s her, dass es an `unserem` MOLTKE eine Theateraufführung von Schülern gegeben hat, nämlich im Jahre 2001. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass sich im laufenden Schuljahr 21 Schüler und Schülerinnen der Stufe 12 dafür interessiert haben, wieder einmal das Experiment eines Theater-Kurses einzugehen und die Schulleitung diesem Wunsch Rechnung getragen hat. Und so probten denn die besagten Schüler seit dem 9.8.2007 jeden Donnerstagabend von 19.30 - 22.00 Uhr, um Goldonis Komödie "Viel Lärm in Chiozza" unter der Regie von Wolfgang van Randenborgh und seiner Assistentin Alexandra Brauckmann aufzuführen.

Am Abend des 22.06.2008 `lärmte` draußen ein Unwetter, drinnen in der Aula des Gymnasiums am Moltkeplatz aber lärmten anlässlich der Theateraufführung des Literaturkurses der Stufe 12, der sich unter der Leitung ihres Kurslehrers Wolfgang van Randenborgh Goldonis Komödie "Viel Lärm in Chiozza" aus dem Jahre 1761 verschrieben hatte, die überwiegend jungen Mädchen, die, nicht zuletzt aus der Perspektive einer sozialen Absicherung heraus, sich darum bemühen, möglichst bald und früh einen Mann zu heiraten, der sie sozial anerkannt, mehr noch aber materiell versorgt sein lässt. Hinter dem trivial anmutenden Klischees vom ewig zänkischen und konkurrierenden Weibe lässt Goldoni das Siegelbild einer Gesellschaft im idyllisch anmutenden Fischerdorf Chiozza entstehen, in dem die auf Grund der harten und letztlich lebensbedrohlichen Arbeit ihrer Männer im Überschuss befindlichen Frauen zusehen müssen, dass sie "einen Mann mitbekommen", während die begehrten Männer untereinander Hierarchien entwickeln, derzufolge der einfache Kahnfahrer namens Toffolo, glänzend gespielt durch Oliver Reul, seinerseits bemüht sein muss, ein Mädchen seiner Wahl zu finden und dieser eine berechtigte soziale Zukunft zu bieten. Was die insgesamt 21 Schülerinnen und Schüler daraus am Premierenabend, dem 22.6., und auch am folgenden Montagabend, aus diesem nicht nur breit angelegten, sondern auch schwierigen Text, der ständig zwischen heiterer Ironie und Bitterernstem hin und her schwingt, machten, war vom Allerfeinsten und gerechter Lohn für eine 11-monatige harte, entbehrungsreiche, aber auch von sehr viel Freude, wie es die Regieassistentin Alexandra B. in ihrem Schlussplädoyer hervorhob, geprägte Arbeit, die durchgängig am Donnerstagabend von 19.30 Uhr bis weit nach 22.00 Uhr stattfand. Ob es nun die bereits verheirateten Frauen Donna Pasqua, Vera M., oder Donna Libera, Ekaterina Sh., ihre unverheirateten Schwestern Lucietta, Lina Ch., bzw. Orsetta, Sandra P. und Sabrina G., und vor allem die von Toffolo begehrte Checca, geradezu vorbildlich gespielt von Jule N., waren oder die jeweiligen Ehemänner Toni, Christian Schmitz, bzw. Paron Fortunato, Silke D., sein Bruder Beppo, Christine Sb., aber auch der sich von Toffolo gehörnt fühlende Tita Nane, brillant umgesetzt von Carolin K., sie alle überzeugten die gut 200 Besucher an den beiden Abenden ebenso wie der um Ausgleich bemühte Fischer Vicenzo, Diana R., und der seine Chance auf Prestigezugewinn witternde Gehilfe des Gerichtsvorsitzenden, Isidoro, beeindruckend umgesetzt von Louisa E.. Dass der Kurslehrer den Gerichtsbüttel, Constantin Vennekel, in dieser dem Machismo verschriebenen Welt als verschrobenen Homosexuellen auftreten ließ, sorgte nicht nur für Heiterkeit im Publikum, sondern zollte auch dem Komödiantischen Tribut. Nachhall erzeugte auch der Eingangstango als Hommage an die machismo-erotisch getränkte Szenerie, der von Patrick Steinhoff und seiner Partnerin Sandra P., in nahezu perfekter Form umgesetzt wurde. Als sich am Ende dann alle Mädchen glücklich unter der Haube sehen und zum Tanz bereit sind, betritt die 11-jährige Aylin B. aus der 6. Klasse die Bühne und singt den Gassenhauer "Carbonara" der Gruppe Spliff aus dem Jahre 1982. Spätestens hier hält es das Publikum nicht mehr auf seinen Sitzen, und beschwingt fällt man in den Refrain des "Carbonara. Et una Coca Cola" ein. Der Schluss sind minutelange, berechtigte und verdiente Standing Ovations und ein überglückliches Ensemble, einschließlich eines erleichterten, sein Team zu Recht über die Maßen lobenden Kurslehrers.

(van Randenborgh)